Hauptstadt des türkischen Kurdistans

Diyarbakir hat mehr als 1,5 Millionen Einwohner:innen. Sie gilt als die Hauptstadt Kurdistans und ihr kurdischer Name ist übrigens „Amed“.

Wir werden von Ferat, einem Lehrer, der ein Fan von Musik und Fahrrädern ist, beherbergt. Wir bleiben vier Nächte in der kleinen Wohnung, die er für Musiker:innen in Residence oder Radreisende zur Verfügung stellt.

Wir erfahren viel über die Kurd:inn:en, ein staatenloses Volk, das über vier Länder verteilt ist: die Türkei, Iran, Irak und Syrien. Kurdistan hätte bei der Auflösung des Osmanischen Reiches ein unabhängiger Staat werden können, doch die Sieger des Ersten Weltkriegs entschieden anders. Die türkische Regierung wollte/will die Kurden assimilieren und ging dabei den harten Weg. Seitdem wurden zwar einige Rechte erkämpft, aber es ist noch nicht alles gut. Es ist zum Beispiel sehr kompliziert, dass Kinder kurdischen Sprachunterricht erhalten können.

Wie in allen Nationen gibt es auch in der Türkei eine große Vielfalt unter den politischen Bewegungen der Kurd:inn:en. Die Mehrheit der Kurden wählt die Dem-Partei, die linksgerichtete demokratische Partei. Sie ist in Diyarbakir und anderen Regionen des türkischen Kurdistans erfolgreich. Doch bei den letzten Kommunalwahlen, bei denen die Dem Parti die Bürgermeisterämter und Regionen in der Region gewann, feuerte Erdogans Regierung die demokratischen Abgeordneten zwei Monate nach ihrem Amtsantritt einfach und ersetzte sie durch Mitglieder ihrer eigenen Partei. Schlimmer noch, einige gewählte Vertreter:innen der Dem-Partei wurden ins Gefängnis gesteckt!
Ein großer Stinkefinger an die Demokratie, der dem Gefühl des Kolonialismus, den die Kurdinn:en erleben, noch einen draufsetzt.

Wir machen einen Spaziergang durch die Stadt mit den großen Stadtmauern (die zweitlängste nach der Chinesischen Mauer). Auf Anraten unseres Gastgebers sind wir für den 21. März angereist. Es ist „Newroz“, das wichtigste kurdische Fest. Nach einer Polizeikontrolle sind wir auf dem Gelände: Es sieht aus wie ein Festival, mit Konzerten, Menschen in traditionellen Gewändern und einer großen brennenden Flamme. Dieses Fest, das in mehreren persischen Ländern unterschiedlich gefeiert wird, erinnert an eine Legende, nach der das kurdische Volk einen unterdrückerischen König besiegt hat.

Am Abend gehen wir zur After-Party, die unter anderem von unserem Gastgeber organisiert wird: eine Techno-Party! Schöne Atmosphäre, es wird getanzt wie in einem Berliner Club. Wir hätten nicht gedacht, dass unsere erste große Party der Reise hier stattfinden würde. 😉

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