Abenteuer von der türkischen Post bis zu einer merkwürdigen Begegnung bei Dunkelheit auf dem Land

Wir hatten jeweils ein kleines Paket für unsere Familien geschnürt, das vor allem ausgezeichnete Süßigkeiten (Loukoums) und kleine Geschenke enthielt. Bevor wir die Großstadt Gaziantep verließen, gingen wir zur Post, die uns empfohlen worden war: Mist, sie war geschlossen. Wir wussten nicht, dass das am Samstag der Fall sein würde.

Nun gut, was machen wir mit unseren Paketen, wir werden nicht mit ihnen herumfahren. Bitte kein zusätzliches Gewicht und in die Satteltaschen passen sie eh nicht. Wir finden ein DHL-Büro, es ist am anderen Ende der Stadt, aber in der richtigen Richtung für das spätere Ziel. Wie durch ein Wunder ist es geöffnet. Der Agent wiegt unsere 2,5 kg: 100 € pro Sendung. Oha, das ist ganz schön teuer für Loukoums und Pistazien.

Wir werden auf eine weitere große Post hingewiesen, die samstags geöffnet ist. Sie liegt in der entgegengesetzten Richtung, aber wir müssen eine Lösung finden. Wir radeln hin, sie ist geöffnet…
Aber das gibt’s doch nicht: Sie können am Samstag keine Pakete verschicken, weil der Cargo-Service geschlossen ist.
Wir erklären unseren Fall, dank Übersetzung mittels der Telefone. Wir denken mit den Beamt:inn:en über Tricks nach. Einer ruft seinen Bruder in Deutschland an, ein anderer seine Schwester in Paris, um vielleicht unser Anliegen nochmal besser zu verstehen. Wir versuchen zu verhandeln, aber das geht nicht, niemand will die Verantwortung für unsere „Loukoums“ übernehmen. Dann ganz unerwartet wird uns angeboten, trotz Ramadan, mit ihnen Mittag zu essen. So kam es dazu, dass wir mit dem Team der Post in der Post Spaghetti aßen. 🤣

Wir haben immer noch unsere Pakete und wir verstehen nach und nach, dass es verboten ist, Nahrungsmittel mit Ablaufdatum zu versenden.

Zudem ergibt sich, dank all der Zeit, die wir bei der PTT (der Post) verbringen, eine Einladung, im Familienhaus des Filialleiters zu übernachten. Die kurdische Gastfreundschaft ist sensationell!

Kurz vor Ankunft bei Dunkelheit, gibt es noch eine merkwürdige Situation:
Auf der engen leeren Straße zwischen den Feldern werden wir in einer Stunde nur von einem Auto überholt. Nach der nächsten Kurve steht der Wagen und der Fahrer auf der Straße. Der junge Mann spricht sehr reduziert Englisch, ist gleichzeitig sehr merkwürdig enthusiastisch und meint, wir bräuchten Hilfe und wir sollten unbedingt zur Moschee im nächsten Ort kommen. Verwirrend wirkte die Situation vor allem auch, weil er zu seinem Palästinenser Tuch (was völlig unproblematisch ist) auch einen Anstecker mit arabischer Schrift und zwei vermummten Personen darauf trug. Was bedeutet das? Freiheitskämpfer oder Gotteskämpfer? – Es wird kurz hektisch, weil alle durcheinander reden und wir Reisenden nicht die selbe Lesart haben. Schließlich erklären wir, dass wir bei Mustafa schlafen, was den jungen Mann, der tatsächlich der Imam der Gemeinde ist, beruhigt. Wir fahren weiter. Merkwürdig.

Wir werden in dem Landhaus von Mustafa mit großer Freundlichkeit und Vertrauen empfangen: „Ihr seid unsere Gäste. Dieses Haus ist wie euer eigenes“. Am Morgen bietet er uns ein vielseitiges Frühstück an, das wir auf dem Boden bzw. auf dem speziell vorgesehenen Teppich essen.

Wir besuchen die Karawanserei des Dorfes, in der damals die Karawanen der Händler Station machten, sowie die Moschee, die ebenfalls historisch alt ist. Der Typ vom Vorabend ist tatsächlich der Imam und wollte uns offenbar in der Moschee schlafen lassen.

Julian unterhält sich mit einem älteren Herrn, der bestes Deutsch spricht. Das kommt in der Türkei häufig vor, angesichts der türkischen und kurdischen Migration nach Deutschland ab den 1960er Jahren.

Als wir die Gemeinde verlassen, werden wir weitere viermal zum Frühstück eingeladen! Aber wir lehnen höflich ab: Wir hatten ja gerade Frühstück und wenn wir jedes Mal stehen blieben, kommen wir nicht viel weiter. 😉

Es ist Sonntag und wir beobachten viele Familien -mit Kindern- bei der Arbeit auf den Feldern. Wir fahren an vielen Pistazienbäumen vorbei.

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