Zur nächsten Großstadt, Gaziantep = Pistazienhauptstadt

Es ist angenehm warm, bis zu 24 Grad. Die Ausfahrt aus den großen türkischen Städten dauert lange. Wir durchqueren wieder ein Gebiet mit halbbewohnten Hochhausburgen. Dann kommen wir an einer sehr abgelegenen und eingezäunten Containersiedlung vorbei. Vor dem Tor-Eingang ist ein improvisiert wirkender Markt. Es wird arabisch gesprochen: Es handelt sich um ein Lager für Geflüchtete aus Syrien. Die Türkei hat während des Syrienkrieges ca. 3 bis 4 Millionen Menschen aufgenommen. Später wird ein Abkommen mit der EU geschlossen, in dem sich Ankara verpflichtet, die Geflüchteten und auch andere Migrant:inn:en daran zu hindern, nach Europa zu gelangen, und dafür viel Geld erhält. In dieses Lager wird offenbar nicht viel gesteckt…

In einer Kleinstadt lädt uns eine junge Geschäftsführerin eines Supermarkts, wo wir einkauften, zu Tee und Kuchen ein. Wir nehmen sie diskret (ist ja Ramadan) im Pausenraum des Ladens ein. Wir bekommen auch Tee – auf einem Tablett – an einem Morgen, als wir unser Zelt in einem Dorf verlassen, und ein zweites Frühstück bei der Familie eines Ladenbesitzers, die uns während eines Regenschauers Schutz geboten hatte.

Ein Bus bringt uns weiter von Osmaniye nach Gaziantep, wieder eine große Stadt, wie es viele in der Türkei gibt. Wir schlendern durch den Bazar, Tatiana und ein Händler vergnügen sich bei einer hartnäckigen Preisverhandlung. Am Abend treffen wir uns mit einem Couchsurfer und seinen Kolleg:inn:en zum Dessert Essen in einer etwas luxuriösen Konditorei. Wir lassen uns süße Desserts mit Pistazien schmecken. Wir empfehlen „Katmer“. Köstlich!

Hier wie leider auch an vielen anderen Orten sehen wir offensichtlich sehr arme Menschen, die Papiermüll in riesigen Säcken sammeln, die sie auf einem Karren ziehen. Es sind junge Männer, aber auch ältere verschleierte Damen oder Frauen mittleren Alters mit kleinen Kindern. Es ist auch schockierend zu sehen, dass häufig Kinder arbeiten: Pakete tragen, im Restaurant bedienen, im Familiengeschäft helfen, betteln etc. Wie Tatiana’s Bruder zurecht sagt: „Wenn kleine Kinder arbeiten, muss die Menschheit für ihr Versagen schuldig gesprochen werden“.

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