Der Radweg zur Sonne nach Bologna

Von Mantova nach Bologna fahren wir weiter auf einem Abschnitt des Euroradweges Nr. 7, der auch als „Radweg zur Sonne“ bezeichnet wird. Die gesamte Strecke ist über 7.000 km lang und führt vom Nordkap in Norwegen bis nach Malta! Die Route führt uns auf gut befahrbare Wege und ist durchgängig gut ausgeschildert: Was für ein Komfort! Es gibt sogar geschützte Picknickplätze mit Wasser- und Stromanschluss sowie Werkzeug für Fahrradreparaturen.

Wir durchqueren also die Po-Ebene, die ehrlich gesagt nicht die schönste ist, aber doch auch interessant, da sie mit all ihrer Landwirtschaft als Kornkammer Italiens gilt. Es ist flach, so weit das Auge reicht.

Hier überschreiten wir die Grenze von 1.000 geradelten Kilometern! #Stolz

Am Rande einer Kleinstadt stoßen wir auf die italienische Enercoop! Aber hier ist es eine Tankstelle, kein super Netzwerk von Genossenschaften für Erneuerbare- und Bürgerenergie, gleichnamig wie der alte Arbeitgeber von Tatiana. 😉

In einem Café treffen wir auf Giovanni, etwa 80 Jahre alt. Wir verstehen nicht alles, was er nuschelt. Er ist sehr an unserer Reisesituation interessiert und macht sich schnell Sorgen darüber, wo wir bei der Schlechtwettermeldung schlafen werden.
Als er uns sagt, dass es in Frankreich und Italien zu viele Ausländer gibt, antworten wir ihm, dass wir dem nicht zustimmen, und dass wir im Übrigen in seinem Land Ausländer sind. Dass wir seit einer halben Stunde miteinander diskutieren und dass es ziemlich gut läuft: „Ja, aber bei euch ist das anders“. Ah, okay. Nicht überraschend, aber wieder einmal haben wir den Beweis dafür, dass Weiß-Sein ein Privileg ist: Wir haben es uns weder ausgesucht noch verdient, aber es öffnet uns Türen, die Anderen verschlossen bleiben.

Er möchte uns unbedingt zu einem verlassenen Gebäude bringen, in dem wir in dieser regnerischen Nacht geschützt kochen und unser Zelt aufschlagen können. Den Vorschlag nehmen wir an. – Hätte er uns geholfen, wenn wir People of Colour gewesen wären? Wir glauben es leider nicht.


In Bologna fahren wir direkt zum Verein „Camere d’Aria“ („Luftkammern“ wortwörtlich oder auch „Fahrradschlauch“), der eine selbtorganisierte Werkstatt für Fahrräder sowie ein Veranstaltungsort für Künstlerresidenzen und Aufführungen aller Art ist. Es gibt auch „Kammern“, Zimmer, wo wir im Schlafsaal zwei Betten bekommen.
Ein spannender alternativer Ort, wie wir ihn lieben und am Abend noch zu einem Konzert lauschen können.

Unsere Freundin Gaëlle aus Toulouse und ihre Freundin Adeline stoßen für den Abend zu uns. Sie haben extra einen Abstecher auf ihrer Rückreise aus Slowenien gemacht, um mit uns Reiseberichte zu teilen! 🙂

Am Samstag bummeln wir durch Bologna. Die Stadt wird auch „die Gelehrte“ genannt, weil sich dort die älteste europäische Universität befindet (#Bolognaprozess dürfte einigen ein Begriff sein 😉). Die Stadt mit den orangefarbenen Steinen ist für ihre studentische Dynamik und ihr links-alternatives Treiben bekannt. Es ist die Stadt der tausend Arkaden, die sich in jeder Straße befinden und die Fußgänger vor Sonne, Regen und dem Verkehr schützen. – Wir essen frische Pasta mit Ricotta und Artischocken-Lasagne, lecker!

Zum Frühstück macht Tatiana für Pietro, unserem 1. „Warm-Showers“-Gastgeber (Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung von Radreisenden), Crèpes. Er ist begeistert.

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