Leidenschaft im Beruf, in Sète und Montpellier

In Sète kommen wir bei Andreas, einem ehemaligen Kollegen von mir, Mireille und Laureline unter. Mit ihnen haben wir spannende Diskussionen über Interkulturalität, Einzel- und Gruppenbegegnungen sowie über die Lernbegleitung in diesen Kontexten. Die dringende Notwendigkeit allen Menschen, Begegnungen mit „anderen“ und „fremden“ Menschen zu ermöglichen, liegt beim vorherrschenden extremen Rechtsdrall in vielen Gesellschaften auf der Hand. Die Begegnungspädagogik baut Vorurteile und Ängste vor dem Fremden ab und kreiert Offenheit, Empathie, Hilfsbereitschaft und schlicht gegenseitige Bereicherung.

Andreas erzählt uns auch von seinen Begegnungen und Besuchen in Auschwitz, die er seit über 20 Jahren mit trinationalen Gruppen (Deutsche, Pol:inn:en, Franzosen:innen) organisiert. Diese Reisen sind für die Teilnehmenden stets einschneidend. Einerseits durch das Begreifen der Geschehnisse vor Ort und andererseits auch durch das Bewusstwerden, dass das, was sie über die Vergangenheit wussten, je nach Herkunftsland anders ist, weil es anders gelehrt wurde bzw. wird.

Wir sprechen über einen Bekannten, der sich auf einer Kostümparty in Toulouse aus Spaß als Clown-SS verkleidet hatte: Was soll mensch davon halten?
Für mich persönlich geht das überhaupt nicht. Freunde aus Frankreich finden es weniger schlimm. Die Erinnerungsarbeit bleibt in jedem Fall unerlässlich, zumal es bald keine Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs mehr geben wird.

Von Sète aus führt uns der Weg über Pfade zwischen Salzgärten und Flamingos nach Montpellier. Wunderschön!

In Montpellier öffnet uns Thomas, ein Freund von Tatiana aus der Ardèche. Am Abend fahren wir zu einem Konzert, wo Brassbands Metal-Hits covern. Hartes Metal wird dadurch beruhigt und freundlich.

Thomas ist Krankenpfleger und wir unterhalten uns über seine derzeitige Arbeit, bei der er Menschen mit psychischen Störungen bei allen möglichen Projekten unterstützt: Wohnungswechsel, Sport, Arbeitssuche, Verbesserung der sozialen Beziehungen usw. Sein Team und er arbeiten nach der Methode der „Genesung“, bei der die Patient:inn:en die Hauptakteure ihrer Behandlung sind und die Betreuenden sie auf ihrem Weg unterstützen. Diese Methode trägt Früchte und entwickelt sich in Frankreich, was auch in der Graphic Novel „Se rétablir“ erzählt wird.

Es ist toll, sich die Zeit zu nehmen, um mit sozial engagierten Menschen zu diskutieren und die Themen, die sie bewegen, zu vertiefen. Es war eine schöne Bereicherung. Danke für den Austausch mit Euch! 🙂

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